Definition Gesundheit
In der Präambel zur Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1946 wird die Gesundheit als "Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen" definiert.
Der Übergang von Gesundheit zur Krankheit ist aber ein langer Prozess, dem wir konstant unterworfen sind.
Wie erkennen wir diesen Wandel rechtzeitig?
Symptome als Körpersprache
Wenn wir erkranken fühlt es sich meist so an als ob wir vom Blitz getroffen wären. Plötzlich stellt der Arzt eine Diagnose und man ist krank. Jedoch liegt vor der Diagnosestellung meist ein längerer Krankwerdungsprozess zu Grunde.
Alltägliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rücken- und Nackenschmerzen, Schlafprobleme, Verdauungsprobleme, Menstruationsprobleme kennen viele Menschen. Oft sind diese Symptome aber in einigen Stunden oder ein paar Tagen wieder verschwunden. D.h. der Körper heilt sich konstant selbst- wie eine Schnittwunde auf der Haut.
Wenn die Beschwerden jedoch regelmässig wiederkehren oder gar chronifizieren, bedeutet das, dass die Selbstheilungskräfte zu schwach oder blockiert sind, oder die Ursache der Beschwerden nicht beseitigt wurde. Wenn der Körper die Beschwerden nicht mehr ausreichend kompensieren kann, werden sie immer mehr (wie angehäuft) und wir werden krank, schlussendlich sogar auf organischer Ebene. Der Arzt beginnt Tabletten zu verschreiben.
Symptome sind also Alarme des Körpers, um uns selbst zu signalisieren, dass etwas nicht stimmt. Sie sind eine Form der Körpersprache.
Beispiel:
Frau M.L. leidet seit geraumer Zeit an Magenschmerzen. Begonnen haben die Beschwerden nach einigen Wochen als sie bei der Arbeit starkem Druck ausgesetzt war. Zusätzlich hat sie privat Probleme mit dem Partner. Sie schläft schlecht und ernährt sich nur von Fast Food, da sie zum Kochen keine Zeit findet. Sie war beim Arzt, der ihr sog. Protonenpumpenhemmer verschreibt (umgangsprachlich "Magenschoner"). Damit verbessern sich ihre Symptome. Nach einer Weile werden die Magenschmerzen leider immer schlimmer, trotz Magenschoner.
Die Dosis wird verdoppelt.
Nach 3-4 Monaten wirken auch die Magenschoner nicht mehr richtig. Sie wird zum Magen-Darm-Spezialisten überwiesen, der bei der Magenspiegelung eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung) feststellt.
Fr. M.L. muss nun die Magenschoner dauerhaft einnehmen. Die Beschwerden sind jedoch immer noch nicht ganz weg.
Was ist passiert?
Solche Fälle sind zum Glück nicht die Regel, doch sie kommen immer gehäufter vor. Bei vielen Menschen helfen sog. Magenschoner und sie können diese nach kurzer Zeit wieder absetzen.
Was ist aber bei Frau M.L. passiert?
Erhöhter Stress sowie schlechte Ernährung über eine längere Zeit kurbelten die Magensäureproduktion an. Gemäss der TCM können vor allem Grübeleien zu einer erhöhten Magensäureproduktion führen. Wenn Grübeleien keinen Abschluss finden, wird reflektorisch die Magensäureproduktion erhöht, da auch die Gedanken "verdaut" gehören.
In der Anfangszeit konnte Fr. M.L. die erhöhte Magensäure kompensieren und spürte keine Beschwerden. Nach einer gewissen Zeit konnte der Körper aber die vermehrte Magensäure nicht mehr ausgleichen und sie bemerkte die ersten Symptome.
Diese Symptome sind die ersten Warnsignale. Anstatt diese Warnsymptome rechtzeitig zu erkennen und den Stress sowie die schlechte Ernährung zu regulieren, wurde die Magensäure mithilfe der Tabletten unterdrückt - eine Notlösung mit Folgen.
Was ist schiefgegangen?
Fr. M.L. hatte nach Einnahme der Magenschoner weniger Beschwerden und sie nahm verständlicherweise die unterdrückten Alarme nicht mehr wahr. Somit hatte sie keine Gelegenheit an der Ursache der Bauchbeschwerden zu arbeiten. Im Gegenteil, sie führte ihr bisheriges Leben weiterhin fort - der Stress bei der Arbeit nahm weiter zu, die Probleme mit dem Partner wurden nicht besser, Zeit zur gesunden Ernährung hatte sie sowieso nicht mehr. Der "Motor" der Ursache dieser Beschwerden lief also weiter. Die Magensäureproduktion lief weiter auf Hochtouren, zusätzlich erhöhte der Körper durch die lange Einnahme der Magenschoner kompensatorisch noch mehr die Magensäureproduktion. Der Krankheitsverlauf nahm dadurch immer weiter zu.
Die Lösung?
Gesundheitlich wäre es vorteilhafter gewesen, wenn Frau M.L. ihre Körpersprache frühzeitig wahrgenommen und verstanden hätte. Magenschmerzen, die nach einigen Tagen, oder spätestens nach 2 Wochen nicht verschwinden, sind in der Regel nicht auf Viren oder Bakterien zurückzuführen. (Selbst beim bekannten Magenkeim H. pylori, spielen auch andere Faktoren wie das Immunsystem eine grosse Rolle, ob man Beschwerden bekommt oder nicht).
Sie hätte idealerweise den Arbeitsdruck reduzieren, ihr Problem mit dem Partner lösen und noch dazu sich besser ernähren sollen. Und zwar frühzeitig, bevor sie in die Negativspirale gerät, denn die chronischen Magenbeschwerden erzeugen zusätzlichen mentalen und körperlichen Stress.
Frau M.L. kann man aber keinen Vorwurf machen, denn öfters lässt die aktuelle Lebenssituation keine persönlichen Lösungsansätze zu, von Veränderungen der Gewohnheiten ganz zu schweigen. Massnahmen für eine regelmässige Psychohygiene sowie ein allgemeines Gesundheitsbewusstsein lassen sich aber durchaus erlernen und in den Alltag integrieren.
Wie hätte TCM helfen können?
Die Akupunktur hilft sämtliche Blockaden zu lösen. Bei erhöhtem psychischen und physischem Stress bildet der Körper Blockaden. Diese lösen sich in der Regel im entspannten Zustand langsam selber. Bilden sich jedoch mehr Blockaden als sich lösen, werden diese immer mehr. Durch gezielte Nadelstiche kann man diese spürbar lösen und somit die Selbstheilungskraft von Körper und Geist verbessern. Die gesundheitliche Kapazität wird gesteigert.
Bei fortgeschrittenem Leidenszustand kann man unterstützend zur Akupunktur auch Kräutertherapie anwenden.
Im Fall von Frau M.L. hätte man nach eingehender körperlicher Untersuchung eine angepasste Kräutertherapie mischen können, die den Stress von der Psyche zum Magen minimieren, dadurch dem Magen mehr Entspannung bringen und folglich die Magensäureproduktion wieder normalisieren.
Kann man ausserdem die Ursache für die körperlichen Beschwerden erkennen, dann kann der Patient selbst durch Anpassungen im Alltag wie z.B. durch Ernährungsumstellung und Psychohygiene-Massnahmen, diese mithelfen zu beseitigen kann.
Wäre Frau M.L. präventiv zur TCM gekommen, hätte man schon vor Entstehung der ersten Symptome, bereits aufgebaute Blockaden mittels Akupunktur lösen können.
Dies ist die grosse Kraft der präventiven Medizin der TCM. Daher wird sie auch die Medizin des Kaisers genannt. Mehr dazu finden Sie in meinem nächsten Blogeintrag.
Herzlichst
Dr. med. univ. Yvon Stüve
Comments